Capitalverbrecher

Donnerstag, 24. Juli 2008

Applaus.

Ich habe schon desöfteren meinen tiefsten Respekt für die Arbeit des Blogs "Gesundheitsblogger" zum Ausdruck gebracht. Dass jetzt aus ihrer Ecke und mit ihrem Mitwirken eine richtig schöne Aktion kommt, freut mich um so mehr. Zusammen mit einigen anderen Blogs haben sie mal versucht, ihre ganze Macht und ihren ganzen Einfluss auszuspielen und einmal probiert, ob man etwas verändern kann. Ergebnis: Man kann.

Es geht um diesen Jungen Herren, der in verschiedenen Fernsehsendungen Auffälligkeiten in Hinblick auf die - mehr oder weniger - konkrete Nennung von "Arzneimitteln" - im weitesten Sinne - zeigte. Doch sehen Sie sich erst einmal den von Boocompany.com produzierten "Trailer" an:



Links dazu:
Herr Bankhofer und die Klostermelisse
Boocompany enthüllt neuen Schleichwerbeskandal in der ARD
Thomas Knüwer: Die Affaire Hademar Bankhofer
Blog: Gesundheit.blogger.de

Bald beendete der Zuständige Sender die Zusammenarbeit mit dem "Experten".

Thomas Knüwer hatte direkt bei Herrn Bankhofer um eine Stellungnahme gebeten. Die hat er auch gegeben:
" [Wenn ich eine Fernsehsendung moderiere oder bei einer zu Gast bin] und ich sage das Wort “Klostermelisse” ist es an den Haaren herbeigezogen, hier Schleichwerbung vorzuwerfen. Die wäre stichhaltig, wenn ich A - Geld bekommen hätte" danach kommt noch ein Punkt B, den sparen wir uns aber der Einfachheit halber und lassen Herrn Bankhofer noch beteuern:
"Abschließend darf ich Ihnen mitteilen und versichern, daß ich mit keiner Firma, die mit dem Thema Gesundheit – Nahrungsergänzungen und Arzneimittel - zu tun hat, einen Werbe- und P.R.-Vertrag habe." In der Stellungnahme des Senders zur Beendigung der Zusammenarbeit zwischen - ehemaligem - Experten und sich selbst kann man lesen:
"Auf erneute Nachfrage des WDR bestätigte er heute, mit der Firma MCM Klosterfrau einen Beratervertrag abgeschlossen zu haben" quot erat demonstrantum. Nur eine Frage bleibt noch: Was hat er denn beim ersten Nachfragen getan? Gelogen?"Hademar Bankhofer hatte der Redaktion des ARD-Morgenmagazins gestern schriftlich versichert, dass er *mit keiner Firma, die mit dem Thema Gesundheit, Nahrungsergänzungen und Arzneimittel - zu tun hat, einen
Werbe- und PR-Vertrag habe und von Seiten einer Firma für seine Arbeiten kein Geld geflossen sei."

Auch das noch.

Donnerstag, 17. Juli 2008

Neues aus der Krise

Ein interessanter Artikel aus dem Spiegel berichtet neues zur Kreditkrise.
"Die Geschichte der Wall Street ist immer schon auch eine Geschichte des Verbrechens gewesen. Eine Geschichte von Betrügern und bösen Buben, von Gaunern und Gangstern. Das liegt in der Natur des Geldes."

Freitag, 20. Juni 2008

Untergegangene Nachrichten.

So manches mal kommt es ja vor, dass einige Nachrichten untergehen. Sei es, dass die deutsche Presselandschaft findet, dass diese Nachrichten nicht wichtig genug sind, nicht genug Geld einbringen oder vielleicht durch danach wegfallende Werbeeinnahmen einen Schaden erleiden könnten. Auch hier kommt es aus dem einen oder anderen Grund manchmal vor, dass Meldungen untergehen.

Deshalb hier ein paar Nachreichungen: Am 11. Juni verurteilte die EU-Wettbewerbskommision mehrere Natriumchlorathersteller zu Geldbußen von insgesamt 79 Millionen Euro. Die Unternehmen EKA Chemicals, Akzo Nobel, Finnish Chemicals, Erikem Luxembourg, Arkema France, Elf Aquitaine, Aragonesas Industrias y Energia und Uralita haben für Natriumchlorat, ein hauptsächlich in der Zellstoff- und Papierindustrie verwendetes Oxidationsmittel, von Ende 1994 bis 2000 Liefermengen aufgeteilt und Preise festgelegt. Einer dieser Hersteller wurde mit einer um 90% erhöhten Strafe belegt, weil er schon drei (!!!) Mal an einem Kartell beteiligt war.

Auch andere Leute hatten in letzter Zeit Probleme. wiconMoritz Hunzinger beispielsweise, der, sagen wir es mal so, in seinem Leben schon das ein oder andere angestellt hatte. Vielleicht deshalb streichelt er sein Ego so übermäßig auf seiner eigenen Webside - kleine Auswahl - :"Moritz Hunzinger. Kann alles, weiß alles, regelt alles." .... "Hunzinger ist einer der besten". Auch sei er ein "smarter PR-Profi".
Aber zurück zu seinem Problem: Schon 2005 wurde er wegen uneidlicher Falschaussage zu 30.000 Euro Geldstrafe und 10 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, legte allerdings Berufung gegen das Urteil ein. Seit dem 10. Juni ist er jetzt rechtskräftig verurteilt und damit vorbestraft. Capitalverbrecher.twoday.net gratuliert ihm dafür recht herzlich.

Mittwoch, 18. Juni 2008

Bilderberg-Treffen.

Beim Blog "Lobby Control" gibt es einen Beitrag zum Bilderberg-Treffen in der Nähe von Washington. Obwohl mich ein Kommentator schon vor einigen Tagen darauf hinwies, habe ich mir selbst noch keinen rechten Eindruck von dieser Runde machen können, jedoch finde ich das, was ich im Ansatz davon mitbekommen habe, schon ziemlich bedenklich.
Viele "Entscheider" oder selbsternannte "Elitemitglieder" treffen sich dort informell und rücken nicht so recht mit der Sprache raus, um was es konkret geht.

Sagen wir es mal so: wäre es nicht eine heikle und besser geheimgehaltene Sache, so würde man sie wohl nicht geheimhalten.

Montag, 9. Juni 2008

Top-Milliardär des Tages.

Bei Spiegel Online bin ich auf die Geschichte des Broadcom - Mitbegründers Henry Nicholas gestoßen. Über den - geschätztes Privatvermögen von 2,3 Milliarden Dollar - heißt es in dem Bericht:

"Unter den Substanzen, die Nicholas demzufolge nach Bedarf als "Erfrischungen", "Nachschub" oder "Partybedarf" en masse bewegt haben soll: Kokain, Heroin, Ecstasy. Sowie Vicoprofen und Diazepam, zwei als Lifestyle-Drogen szenebeliebte Betäubungsmittel. [...] So habe sich der dreifache Vater die Silvesterparty zum Millennium 1999/2000 mit rund 300 Ecstasy-Tabletten veredelt - was aus der Rechnung eines Drogenhändlers hervorgehe. [...] Als ein Drehkreuz der illegalen Aktivitäten habe Nicholas' Gestüt in Laguna Hills gedient
Dort habe er auch diverse Geschäftsfreunde bewirtet, mit Drogen wie mit Frauen. Dem einen oder anderen, fügt die Anklage hinzu, habe Nicholas unbemerkt Ecstasy in den Drink gerührt, um ihn gefügig zu machen [...]. An Bord von Nicholas' Privatjets soll ebenfalls fleißig gekifft worden sein. Einmal, bei einem Flug von Orange County ins Zockerparadies Las Vegas, sei der Marihuana-Rauch in der Kabine so intensiv gewesen, dass der Pilot eine Sauerstoffmaske habe aufziehen müssen." Quelle: Spiegel.de


Ach ja, zur Geschichte mit dem Privatvermögen:: Nicholas ist - neben anderen - auch angeklagt, sein früheres Unternehmen durch Aktienbetrug um 2,2 Milliarden erleichtert zu haben.

In gewisser Weise ist diese Geschichte eines der Highlights meiner bisherigen Blog-Zeit. Habe ich im letzten Post noch über Leute geschrieben, die mich wirklich ankotzen, so ist dieser Fall die rühmliche Ausnahme, nämlich zur Belustigung am Nachmittag durchaus geeignet.

Freitag, 30. Mai 2008

Job opportunity.

Viel diskutiert wird ja zur Zeit das Lohn-Thema. Kik zahlt 5,20 und soll per Gerichtsbeschluss zu höheren Löhnen gezwungen werden. Der Mindestlohn ist nun schon längere Zeit auch ein politisches Thema, das in Berlin und anderswo heiß diskutiert wird.

Die Diskussionen, ob der Mindestlohn kommt oder nicht, lässt die Unternehmen kalt. Er wird von der neoliberalen Lobby in Regierungsnähe schon irgendwie verhindert werden, und wenn nicht - fuck it, dann halten wir uns halt nicht dran.

Ein ganz besonderes Beispiel von Niedriglöhnen will ich ihnen heute vorführen: Ein Jobangebot von einer Würzburger Zeitarbeitsfirma. Sie sucht qualifizierte Arbeitskräfte am Standort Giebelstadt. Vollzeit, 40 Stunden in der Woche / ca. 160 Stunden im Monat. Bezahlung: 400 Euro, was einen absolut fairen Stundenlohn von, aufgerundet, 2 Euro 50 ergibt.


Quelle:wuewowas.de; Screenschot: capitalverbrecher.twoday.net

Mal wieder: herzlich willkommen in der neuen, schönen, glitzernden Kapitalismusrealität dieser armseligen Welt.

Donnerstag, 15. Mai 2008

TV Fatal bei manager-magazin.de

Heute will ich sie auf einen absolut lesenswerten Artikel beim manager-magazin aufmerksam machen.

Im Artikel TV fatal geht es um die Geschichte des Medienunternehmens Pro7Sat1. Dem Unternehmen geht es zur Zeit, dem Artikel nach, nicht gerade gut. Sie wurden vor kurzer Zeit von einem Finanzinvestor übernommen und ächzen nun unter der ihnen von diesen Finanzinvestoren aufgelasteten Schuldenlast.

Der simple Grund: Pro7Sat1 (Besitzer: die Finanzinvestoren KKR und Permira) beschließt sich, die internationale Senderkette SBS Broadcasting zu kaufen (Besitzer: die Finanzinvestoren KKR und Permira). Im Sommer 2005 hatten die beiden Finanzinvestoren SBS für 2,1 Milliarden Euro gekauft, ein Jahr später Pro7Sat1. Pro7Sat1 gab zwei Jahre später für SBS 3,3 Milliarden aus.

"Das Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer"


Und die Differenz? Nun, die 1,2 Milliarden Euro haben Permira und KKR wohl ausgeteilt, und zwar an ihre Aktionäre. Fonds 3 (bisheriger Besitzer von SBS) war um genau diese Summe reicher, weil effektiv Geld geflossen ist. Die Aktionäre von Fonds 4 (bisheriger Besitzer von Pro7Sat1) waren nicht wirklich ärmer, die Schulden hat Ja Pro7Sat1. Ob die Aktionäre dadurch allerdings reicher werden, darf immerhin bezweifelt werden. Denn es hält sich hartnäckig nicht nur das Gerücht der Kungelei. Pro7Sat1-Aktionäre protestierten auf der Hauptversammlung gegen den "unverschämten Kaufpreis" und die "Plünderung" der eigenen Kasse. Böswillige Zungen sollen gar von Diebstahl reden.

Auch das schlimmstmögliche Szenario sollte durchgespielt werden: Pro7Sat1 geht unter der Last pleite. Dann bleibt die Bank, falls dies vor 2015 passiert(so lange läuft der Kredit), auf ihrmen vergebenen Kredit sitzen und hat reale 3,3 Milliarden Euro weniger. Dieses Risiko konnte die Bank vielleicht ahnen, der Kreditnehmer hat diesen Fall aber auf jedenfall als potentielle Möglichkeit in seine Kalkulation mit einbezogen. Das Geld, das die Bank weniger hat, hat der neue Besitzer sich also mehr oder weniger erschwindelt, und das könnte man durchaus als Betrug bezeichnen.

Hier bei capitalverbrecher wurde die ganze Situation von Pro7Sat1 schon länger begleitet. Am 23. Februar 2007 haben wir die Prognosen gestellt, am 16. Juli 2007 haben sich die ersten Vorhersagen bestätigt. Und jetzt?

Auf jedenfall ist der gesamte manager-magazin.de Artikel sehr interessant und, nun ja, ein manches mal musste ich sogar ein wenig lachen. Über den Chef von Pro7Sat1, Guillaume de Posch, heißt es in dem Bericht: "Er ist eine Führungspersönlichkeit. Er hält den Finger aus der Tür, prüft die Windrichtung und führt die Firma in verschiedene Richtungen." Herrlich.

Ach ja, bevor es unter den Tisch fällt: am 9. Oktober 2007 berichtete ich über die "Kartellstrafe von über 120 Millionen Euro [...], verhängt wegen unsauberer Praktiken beim Werbezeitenverkauf". (Manager-magazin.de) Das kommt ja noch hinzu. Wäre fast in Vergessenheit geraten.

Insgesamt also keine beunruhigende Lage. Nettes Unternehmen. We love to entertain you.

Haben sie!

Donnerstag, 27. März 2008

Die LIDL-Moral.

Die Meldungen dieser Woche dominiert LIDL mit seiner herzahften Mitarbeiter-Überwachungsaktion. Man hatte Detektive angeheuert, um die eigenen Mitarbeiter mal so richtig auszuspionieren. Dass es in Deutschland so etwas wie den Schutz der Privatsphäre gibt juckt die großen Politiker schon nicht so wirklich, und wenn die das nicht tun, warum wir? fragte sich LIDL wohl und schritt zur Tat.

Und es verwundert nicht, dass ausgerechnet LIDL mit solch rabiaten Methoden voranschreitet. Wobei voranschreiten auch schon verharmlosend ist und ziemlich an der Sache vorbei geht, agiert LIDL doch schon jahrelang derartig. Es gehört einfach zur LIDL-Unternehmenskultur dazu. Schon im Jahre 2005 konnte man zu den Arbeitsbedingnungen bei LIDL folgendes lesen: "Der Discounter, so das Schwarz Buch, verhindere systematisch die Gründung von Betriebsräten - misstrauische Vorgesetzte, zu Mobbing-Experten dressiert, würden auf der Suche nach Diebesgut die Spinde der Kassiererinnen aufbrechen - Kameras seien in den Filialen aufgestellt, um die Mitarbeiter zu kontrollieren." (Quelle: Zeit.de). Oder wie wäre es damit: " Gnadenlose Arbeitshetze, chronische Unterbesetzung, geringe Einkommen, Druck und schikanöse Kontrollen prägen den europäischen Lidl-Arbeitsalltag" (Quelle: Zeit.de) Oder das: "Erzeugt wird eine Atmosphäre der Angst: Eine Verkäuferin aus Bremen berichtet, aus Furcht vor Kündigung mit hohem Fieber so lange im Laden gestanden zu haben, bis sie zusammenbrach. Lidl will sich zu einzelnen Vorwürfen nicht äußern." (Quelle: Zeit.de) Oder die Geschichte der LIDL-Filiale in Calw. Dort wurden alle Mitarbeiter gefeuert, weil sie in die Gewerkschaft eingetreten sind. (Quelle: Zeit.de) LIDL kann Mobbing auch anders: "Auch aus tschechischen Filialen erfahren wir Unschönes. Stirnbänder gebe es dort für Kassiererinnen, die damit während ihrer Menstruation ohne besondere Erlaubnis die Toilette aufsuchen dürfen.[...] Und wenn Lidl einen Mitarbeiter rausschmeißen will – etwa, weil er zu teuer geworden ist oder einen Betriebsrat gründen will –, dann werden regelrechte Kreuzverhöre durchgeführt. Die Leute werden so lange traktiert, bis sie einen Aufhebungsvertrag ihrer Beschäftigung unterschreiben. Das sind keine Einzelfälle. Das sind die Betriebsstrukturen des Konzerns."(Quelle: Zeit.de)

Wer ist eigentlich ernsthaft so bescheuert und glaubt, nach der ganzen Vorgeschichte, im aktuellen Fall die von LIDL verbreitete Wir sind doch total unschuldig-Propaganda ("[...] offensichtlich übereifrige Detektive über ihren Auftrag hinaus uns mit Informationen versorgt haben, die wir so nicht wollten [...] Wenn solche Protokolle geschrieben wurden, habe dazu keine Erwartung und kein Auftrag von der Geschäftsleitung vorgelegen [...]) (Quelle: Netzeitung.de)

Ach ja, erinnert sich noch jemand an folgende Vorwürfe: LIDL umgehe das Baurecht und habe größere Filialen als genehmigt gebaut und so Kommunen um berechtigte Einnahmen gebracht? (Quelle: Zeit.de) Oder an die Aktion, als das Greenpeace-Magazin die Qualität der LIDL-Waren kritisierte, wenig später aber lobte und das Greenpeace-Magazin nun auch von LIDL vertrieben wurde? (Quelle: Spiegel.de)

Dass nun, nach all den schon bekannten Vorkommnissen das aktuelle Vergehen ein so großer Skandal ist - sei´s drum. Das Problem bei LIDL ist nicht die Wurzel (die Mitarbeiter) sondern die Blüte (ganz oben): dort sitzen einfach Menschen, die den moralischen Verpflichtungen ihrer Position nicht genügen. Menschen, die die eigenen Mitarbeiter nicht als Individuen, sondern bestenfalls als minderwertige Arbeitssklaven ansehen. Menschen, denen Gesetze nur solange etwas bedeuten, wie sie zum eigenen Vorteil sind. Wenn nicht, dann beachte man sie halt nicht. Menschen, denen das Wort "Gemeinschaft" oder auch "Sozialstaat" ein Graus ist.

Lächerlich sind auch die dilettantischen Ausreden der LIDL-Propagandabeauftragten. Hat man ja alles nicht so gewollt, usw. Da mehreren Nachrichtenmagazinen hunderte Seiten von Überwachungsprotokollen vorliegen ist die Sachlage ziemlich klar. Die mit der Überwachung beauftragen Detekteien haben wohl kaum umsonst gearbeitet, und wenn sie bezahlt worden sind, dann muss es jemanden geben, der diese Dienstleistung als so wichtig ansah, dass er dafür eine gewisse Summe aufwenden wollte. Und da man Geld nicht mal "einfach so" ausgibt, sondern immer ein konkretes Ziel im Sinne hat muss man einfach davon ausgehen, dass erstens die Bespitzelungs-aktionen von LIDL gewollt und geplant waren und dass zweitens die nun vorgebrachten Entschuldigungen und Ausreden die Niederträchtigkeit und Morallosigkeit der LIDL-Manager nur noch einmal unterstreichen.

Wobei, bei ernsthafter Überlegung dieses Problem nicht nur ein LIDL-Problem ist, sondern ein Kapitalismus-Problem. Über LIDL allerdings gibt es eine eigene desöfteren aktualisierte und gut gefüllte Seite mit Verfehlungen des Unternehmens.

Donnerstag, 31. Januar 2008

Ein bisschen Strafe muss sein.

Und deshalb, wie angekündigt: Strafe für E.on.

38 Millionen Euro sollen die freundlichen Stromverkäufer aus Deutschland an die EU zahlen, weil sie sich des Siegelbruches schuldig gemacht haben sollen.

Lustig ist es einmal, die Pressemitteilungen der beiden Kontrahenten einmal sportlich gegeneinander antreten zu lassen.E.on vs. EU-Kartellbehörde. Los gehts. Das Stadion ist ausverkauft, die zahlenden Zuschauer hoffen auf einen spannenden und abwechslungsreichen Abend.

E.on: "Niemand hat das Siegel beschädigt oder die Tür geöffnet."
EU: "E.ON leugnete, für den Siegelbruch verantwortlich zu sein, und wandte zunächst ein, dass sich die Kommission in Besitz des einzigen Schlüssels zu dem betreffenden Raum befand. Später stellte sich jedoch heraus, dass 20 weitere Schlüssel unter den E.ON-Mitarbeitern im Umlauf waren."

Noch keine 5 Minuten gespielt, und schon ein Tor gefallen. 1:0 für die EU. Wahnsinn, das wird bestimmt ein interessantes Spiel.
E.on: "In dem versiegelten Raum fehlten keine Unterlagen."
EU: "Diese Unterlagen waren noch nicht in einer Liste erfasst worden, so dass es der Kommission nicht möglich war festzustellen, ob und welche Unterlagen von E.ON entwendet wurden.

Eiskalter Konter von E.on, sie zeigten sich durch den frühen Rückstand nicht beeindruckt. 1:1.
E.on: "Von einem Versuch, kartellrechtliche Ermittlungen zu beeinträchtigen, kann daher keine Rede sein."
EU: "E.ON leugnete, für den Siegelbruch verantwortlich zu sein."

Oh, Oh. Das hat gesessen. 2:1 für die EU.
E.on: "Die geringfügigen Veränderungen des Siegels sind vielmehr auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, die nicht dem Unternehmen zur Last gelegt werden können"
EU: "Die Siegel der Kommission bestehen aus einer Plastikfolie, die nicht reißt, wenn man versucht, sie zu entfernen, sondern auf deren Oberfläche „VOID“-Schriftzüge (Englisch für „nichtig“) erscheinen. Das Nachprüfungsteam stellte bei seiner Rückkehr am Morgen des zweiten Tages fest, dass auf der gesamten Oberfläche eines der am Vorabend angebrachten Siegel diese „VOID“-Schriftzüge deutlich zu erkennen waren. Außerdem befanden sich Klebstoffreste am Rand des Siegels, die darauf hindeuteten, dass jemand das Siegel abgelöst und anschließend wieder befestigt hatte"

Ein krachender Schuss aus dem Halbfeld, da hat der Torhüter geschlafen. 3:1 für die EU. So langsam muss E.on ins Spiel finden. Erst mal eine Halbzeitpause, die Akteure machen sich frisch und aktivieren noch einmal die besten Verbalfähigkeiten ihrer Topspieler.
E.on: "[unsere These] ist durch umfangreiche Gutachten unabhängiger Wissenschaftler der Universitäten Tübingen und Kaiserslautern belegt."
EU: "Die Kommission führte eine Reihe gründlicher Untersuchungen durch, um diese Möglichkeiten zu prüfen, und beauftragte sogar externe Gutachter mit der Durchführung entsprechender Tests"

E.on versucht, gleich nach der Pause zu Punkten. Allerdings nur ein Pfostenschuss. Die EU kontert gleich, allerdings pariert der Schlussmann von E.on ohne Fehl und Tadel. Kein Tor, weiterhin 3:1 für die EU.
E.on: "versuchte außerdem, andere Erklärungen für das Auftreten der „VOID“-Schriftzüge auf dem Siegel anzuführen, so unter anderem, (1) Schwingungen, die durch die Vorbereitung einer Konferenz im Nebenraum verursacht wurden, (2) die Einwirkung eines scharfen Reinigungsmittels, (3) eine altersbedingte Vorschädigung des Siegels und (4) eine hohe Luftfeuchtigkeit.
EU: "Keine der angegebenen Erklärungen erwies sich als stichhaltig. Sowohl der Hersteller der Siegel als auch der unabhängige Sachverständige, der die Originalsiegel der Kommission testete, bestätigten, dass der Zustand des Siegels am Morgen des 30. Mai 2006 nur auf einen Siegelbruch zurückzuführen sein kann. Nach Aussage des Herstellers werden vergleichbare Siegel seit Jahrzehnten ohne Beanstandung verwendet"

Ein Fehler in der Abwehr verursacht das 4:1 für die EU. So langsam wird es ein bitterer Abend.

E.on:
"Für den Vorwurf der EU-Kommission, das Siegel sei am Morgen des 30. Mai 2006 vollständig gebrochen gewesen, gibt es zudem keinen Beweis"
EU: "E.ON leugnete, für den Siegelbruch verantwortlich zu sein, und wandte zunächst ein, dass sich die Kommission in Besitz des einzigen Schlüssels zu dem betreffenden Raum befand. Später stellte sich jedoch heraus, dass 20 weitere Schlüssel unter den E.ON-Mitarbeitern im Umlauf waren."

Ein trauriger Abend für die Wortakrobaten des E.on Teams. In den letzten Minuten nutzte der EU-Flügelstürmer eine unachtsamkeit, flankt aus dem Halbfeld und ein wuchtiger Kopfball setzt dem ganzen Abend die Krone auf. 5:1. Was für ein famoser Sieg der EU. Besonders taktisch waren die EU-Spieler überlegen. Dreimal hatten sie mit dem selben Spielzug Erfolg. Da muss die Verteidigung des Stromanbieters noch einiges dazulernen.

Nach dem Spiel wirkten die E.on Akteure ziemlich angefressen, kündigten aber an, im Rückspiel noch einmal alles geben zu wollen. "Vor diesem Hintergrund wird E.ON Energie Rechtsmittel gegen den Bußgeldbescheid einlegen". Man fragt sich, ob die Aussichten im Rückspiel für E.on besser werden. Es fehlte einfach die internationale Klasse, um mit diesem Gegner mitzuhalten.

Donnerstag, 24. Januar 2008

Die Ereignisse überschlagen sich.

Es war keine langweilige Woche bisher. Erst gings an der Börse steil nach unten, dann wieder kräftig nach oben.

Doch auch andere haben in diesen Stürmischen Zeiten eine Erwähnung verdient. Zum Beispiel Siemens. Erinnert sich noch jemand an den Milliardenschweren Schmiergeldskandal? Ja? Da kam nämlich noch mal was nach, diesmal aus der bisher unbelasteten Medizintechniksparte. Nach Berichten der "Süddeutschen Zeitung" kam es dort zu Schmiergeldzahlungen in Höhe von 140 Millionen Euro. Bei der stationären Aufnahme kann man dazu näheres Erfahren.

Ein "Amokläufer" hat seinem Arbeitgeber mal eben 4,9 Milliarden Euro Schaden zugefügt. Und dieser Arbeitgeber ist kein geringerer als die französische Renommierbank Societe Generale. Durch diesen Betrug könnte die Bank in eine enorme Krise gestürzt werden, die ersten Klagen gegen die Bank sind schon in Planung - wegen "Verbreitung falscher Informationen". Ach übrigens, der 31 jährige Banker sei übrigens ein "netter Junge" und "brillianter Student" gewesen, sagte eine ehemalige Dozentin. Irgendwie kann ich mir ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen, wenn ich diese Geschichte lese. Auf der anderen Seite frage ich mich aber auch: Wie kann jemand so viel Geld auf die Seite schaffen oder vernichten, ohne dass das jemand merkt. Ich meine, 4,9 Milliarden Euro sind kein Taschengeld.

Und wo wir gerade bei den Banken sind. Die bisher immer so in den Himmel gelobte BayernLB musste gestern auch einräumen, dass man sich doch ein wenig verspekuliert hatte, bei der Sache, wo sich andere Banken noch viel mehr verspekuliert hatten.

Mal wieder eine Kartellstrafe zahlen muss Bayer. Die EU-Behörde verhängte eine Strafe in Höhe von 28,9 Millionen Euro, weil Bayer Preisabsprachen mit dem "Mitbewerber" Zeon (5,4 Millionen Euro Strafe) tätigte. Die Preisabsprachen betrafen den Markt für Nitrilkautschuk, dieser wird vor allem in der Automobilindustrie zur Herstellung von Öl- und Kraftstoffschläuchen, Dichtungen und Dichtungsringen benutzt. „Dies ist die vierte Kartellentscheidung in der Synthetikkautschukbranche in drei Jahren. Ich hoffe, dass es auch die letzte sein wird. Die Abnehmer von synthetischem Kautschuk sollen wissen, wie viel sie diese Kartelle gekostet haben. Und die Aktionäre sollen wissen, wie viel sie diese Geldbußen kosten werden, " sagte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes zu diesem Fall. Doch wie immer zeigte sich die neoliberale EU gnädig. Bayer wurde 12,4 Millionen Strafermäßigung zugestanden, Zeon immerhin 1,4 Millionen.

Eine wesentlich höhere Strafe könnte E.on treffen. Das Handelsblatt will herausgefunden haben, dass die EU Wettbewerbskommision wegen eines Siegelbruchs eine Strafe von bis zu einer halben Milliarde Euro gegen den sympathischen Stromlieferanten verhängen will.

So, das wars erst mal.

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Frei Schnauze

"Nach uns die Sintflut ist der Wahlspruch jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation." - Das Kapital. Band 1. Zweiter Abschnitt, Achtes Kapitel

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