Montag, 16. Juli 2007

Heuschreck-Ättäck

Bei dem Ende letzten Jahres von Permira und KKR übernommenen Medienkonzern Pro7Sat1 werden "Stellen abgebaut". Hier bei Capitalverbrecher stand es ja schon frühzeitig zu lesen, um genau zu sein am 23. Februar. Damals schrieb ich
Man darf also gespannt sein, wie sich das Heuschrecken-TV entwickeln wird. Das Gejammere wird sicherlich groß sein, wenn die ersten Sendungen radikal weggekürzt werden, wenn Mitarbeiter entlassen werden. Dann müssen wieder mal ein paar Politiker auf die bösen Firmen schimpfen. Aber jetzt wissen sie ja was sie erwartet.

Den blöden Politikern erzählten die smarten Finanzgurus etwas vom Storch. Nein, Stellenabbau, niemals. Wir sind doch die coolen Firmenretter. So versicherte der Deutschlandchef von Permira, Thomas Krenz, dass es keinen Jobabbau geben werde. Darf man ihn jetzt einen niederträchtigen Lügner nennen, wo herauskommt, dass bei der Pro7Sat1 Media AG ein Stellenabbau von etwa 300 (immerhin 10 Prozent der Gesamtbeschäftigten) Arbeitsplätzen geplant ist? Wohl nicht, das wäre wohl Verletzung der Persönlichkeit, oder etwas in die Richtung. Da sind die Herren schnell mit einem Advocaten vorstellig, wenn man ihnen einen verbalen Spiegel vorhält oder sie dergestalt demaskiert.

Der Stellenabbau trifft vor allem Sat1, fast die gesamte Nachrichtensparte wird mal eben gestrichen, der Nachrichtenchef von Sat, Thomas Kausch, soll schon weg sein, und mit ihm bald fast jeder vierte Angestellte von Sat1. Das sind die innovativen Kostensparmodelle, auf deren Rücken Finanzinvestoren wie Permira ihre Millionengewinne generieren. Sie schubsen einfach die Mitarbeiter aus funktionierenden Unternehmen und lassen die Restllichen einfach mehr arbeiten. Oder stellen ein Paar mehr Praktikanten ein. Dass Pro7Sat1 profitabel war steht außer Frage. 22,2 Prozent betrug die Rendite, ein stattlicher Wert. Doch nicht genug für die Herren Giernasen von Finanzinvestoren. 30 Prozent sollen es sein. Die niederen Instinkte dieser Finanzheuchler schaden nicht nur dem einzelnen Menschen, sondern allen. Denn das soziale Netz muss sie auffangen und finanziert so die Gewinne von Unternehmen, die im wahrsten Sinne des Wortes A-Sozial handeln.
So langsam wird es Zeit, dass diesen selbstverliebten Möchtegerngurus mal jemand gehörig das Handwerk legt. Von den Politkern kann man da aber nicht viel erwarten. Die glauben heute noch daran, dass Finanzinvestoren die guten sind.

Noch eine kleine Ironie am Rande. Bezahlt wurde die Übernahme von Pro7Sat1 durch einen Eigenkapitaltopf mit dem Namen PermiraIV. Die übernommenen Mitarbeiter werden dann zu HartzIV entsorgt. Wie schön.

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edit (16:02): Nachdem heute morgen ja schon das erste von mir vorhergesagte Ereignis eingetreten ist, wurde nun auch Punkt zwei Wirklichkeit. Die Politiker tun so, als ob sie nie gewusst hätten, wie Finanzinvestoren agieren. Sie beschweren sich. Sie poltern medienwirksam. Sie schimpfen. Und schlagen vor, dass man Pro7Sat1 die Sendelizenz entziehen soll. Aber so ist das mit den Politikern. Passiert was, rufen alle "Skandal, Skandal." Aber ändern tun sie auch nichts, weil man dafür "Eier" bräuchte, wie es Oliver Kahn mal so schön ausdrückte.

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Frei Schnauze

"Nach uns die Sintflut ist der Wahlspruch jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation." - Das Kapital. Band 1. Zweiter Abschnitt, Achtes Kapitel

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