Gestern war ich bei einer Zeitung zugegen, als dort ein mittelmäßig bekannter Politiker zu einem Interview verweilte. Das ganze war mittelprächtig unterhaltend, für einen verregneten Sommernachmittag aber auf jeden Fall besser als das Fernsehprogramm von Pro7, RTL oder Sat1. Was mich störte war nur, dass die journalistischen Fragesteller sehr handzahm mit ihrem Gesprächspartner umgingen, seine Ergüsse zumeist kopfnickend begleiteten und sich mit kritischen Fragen ziemlich zurückhielten. In meinen Gedanken wünschte ich mir einen gewissen Herrn Friedmann herbei. Aggressive Fragestellungen, Kopf nach vorn, fast schon in Kopfnussfähiger Entfernung zum verbalen Gegenüber. Das wäre was gewesen.
Wobei man, schaut man sich die aktuellen Ereignisse in Medien-Deutschland so an, schon froh sein muss, dass die Journalisten den betreffenden Politiker überhaupt etwas fragten und sogar manchmal nachhakten. Wie es nämlich vielerorts um den Journalismus in Deutschland bestellt ist zeigt, pars pro toto, folgender Fall:
Es geht um n-tv, das ist der freundliche Nachrichtensender, der ständig über Aktienkurse und Terroranschläge berichtet, unterbrochen nur von Dokus über Panzer, Kriegsschiffe oder Rennboote. Auf den Onlineseiten von n-tv kann man ein von EnBW unterstütztes
Energiespezial bewundern. EnBW leistete zwar finanzielle Unterstützung, hatte aber natürlich keinen "Einfluss auf die redaktionellen Inhalte" wie n-tv schleunigst klarstellte.
Was nach den
Recherchen von Stefan Niggemeier zumindestens, naja, sagen wir, fragwürdig erscheint.
So viel zum Journalismus in Deutschland.
perfectcrime - 10. Jul, 08:52