Mittwoch, 13. Juni 2007

Call me, bitch!

Callcenter und deren fragwürdige Methoden der Kundenaquise sind zur Zeit wieder in aller Munde. Den Anfang machte Günter Wallraff in dem neugeschaffenen ZeitMagazin Leben. Dort schleuste er sich undercover in einige Callcenter ein und erlebte hautnah, mit welchen Methoden dort gearbeitet wird. Diese Reportage unterstrich das negative Bild, das die Öffentlichkeit von solchen Einrichtungen und ihrer Arbeitsweise hat. Zwei verschiedene Geschäftsmodelle betreibt man mit einem Callcenter:

Eines ist das Auftragsgeschäft für größere Unternehmen. Frustrierte oder hilfesuchende Kunden der Unternehmen werden durch die Callcentermitarbeiter daran gehindert, ihre Anliegen direkt den Unternehmen vorzutragen; diese Security-Eigenschaft wird sicherlich sehr geschätzt, man muss sich als Unternehmen nach dem Verkauf der Ware schließlich nicht mehr mit dem billigen Konsumentenpöpel herumärgern und kann diese unangenehme Aufgabe für billiges Geld outsourcen.

Das zweite Geschäft der Callcenter ist der Verkauf von Artikeln aller Art. Zeitschriften oder Lottospiele wird man sicherlich aus eigener leidvoller Erfahrung kennen, doch die Produktpalette ist viel weiter gefasst; "Was auch immer sie verkaufen: In aller Regel ist es überteuert. Fast immer ist der Kunde der Betrogene"* Auch mit den Gesetzen scheinen es manche Callcenter nicht so genau zu nehmen. Obwohl es gesetzlich verboten ist, Kunden ohne deren Zustimmung klingelnderweise zu belästigen, ist dies dennoch eine gängige Methode in dieser Branche.

Anständige oder moralisch einwandfreie Vorgehensweisen sollte man in dieser Branche nicht vermuten, "Ihr braucht hier keine Gewissensbisse zu haben. Euer Gewissen könnt ihr zu Hause lassen!"* zitiert Herr Wallraff einen seiner Callcenterbetreuer.
Gestern war Herr Wallraff zu Gast im Zweiten bei Kerner, der aber korrupekterweise gleich auch noch den Vize des Call-Center-Forums Deutschlands e.V einlud, damit dieser zu bester Sendezeit seine Propaganda verzapfen konnte. Ruft man sich die unzähligen Schleichwerbungsskandale der öffentlich-rechtlichen Sender in Erinnerung, ruft man sich in Erinnerung, wie unsäglich einfach es scheint, dort für Geld seine Aussagen platzieren zu können.... ein Schelm wer böses dabei denkt.

Jetzt meldet auch noch die Netzeitung, dass sich Callcenter-Mitarbeiter neuerdings sogar als Beauftragte des Verbraucherschutes ausgeben, um Kunden zu fangen. Das angebot dieser dubiosen Firma, die ungewollt und gesetzeswidrig ihre potentiellen Opfer anruft lautet etwa folgendermaßen: Zahlen sie uns 39,90€ und sie werden auf eine Liste aufgenommen, damit sie nicht mehr von Betrügern angerufen werden, die ihnen irgendetwas vorlügen und aufschwätzen wollen so wie wir

Allgemein kann man sagen: Die Arbeitsweise der Callcenter ähnelt doch sehr der mir bekannten Arbeitsweise von Anbietern garantiert unabhängiger deutscher Vermögensberater, für deren Geschäftsmodell ein bekannter Deutscher Formel1 Weltmeister wirbt Bei beiden hilft nur eines: aprupter Kontaktabbruch. Gespräch unvermittelt beenden oder dem Vermögensverräter berater die Tür ins Gesicht knallen, dann hat man Ruhe vor diesem Pack. Mehr dazu (Finanzfuzzis in Deutschland) aber demnächst...
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Alle mit * gekennzeichneten Zitate aus dem Artikel von Günter Wallraff:
Wallraff, Günter: Undercover im Callcenter. Günter Wallraff ist zurück. In: ZeitMagazin Leben. S. 16. Ausgabe 22 /2007.

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Frei Schnauze

"Nach uns die Sintflut ist der Wahlspruch jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation." - Das Kapital. Band 1. Zweiter Abschnitt, Achtes Kapitel

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