Dienstag, 19. Juni 2007

Insidertrades bei Air Berlin? Oder: Ein kleiner Exkurs in die Welt der Börse.

Eine Durchsuchung seiner Geschäftsräume musste der deutsche Low-cost-carrier Air Berlin heute morgen über sich ergehen lassen. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft lauten auf Insiderhandel, mehrere hochrangige Entscheider der Fluglinie sollen aus den eigenen Entscheidungen Profit geschlagen haben, indem sie kurz vor der Übernahme einer anderen Fluglinie massiv Aktien des eigenen Unternehmens gekauft haben sollen.

Air Berlin weist diese Vorwürfe zwar als absurd zurück. Wenn man sich allerdings mit der Börse und ihren Gesetzen ein wenig auskennt sieht man diesen Vorwurf bestätigt. Eine Unternehmensübernahme beflügelt immer die Phantasien der Börsianer, und beflügelte Phantasien beflügeln zumeist auch die Börsenkurse des jeweiligen Unternehmens.

Ich weiß das. Die Staatsanwaltschaft weiß das. Die Manager von Air Berlin wussten das.

Der von der Staatsanwaltschaft datierte Zeitpunkt der Insidertrades lag im Juni 2006, der Kauf der dba erfolgte im August 2006. Stand der Kurs von Air Berlin im Juni ungefähr bei 11 Euro, so stieg er in den Monaten nach der Übernahme auf bis zu 20 Euro.
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Quelle: Finanzen.net

Dies entspricht einer Wertsteigerung von knappen 90%; hätten die Beschuldigten die von den Medien genannte Summe von 1,5 Millionen Euro investiert, so hätten sie bei einem Verkauf der Anteile im März dieses Jahres satte 1,35 Millionen in die Privatkasse gewirtschaftet. Leider konnte man den Medienberichten nicht entnehmen, ob die Beschuldigten die Aktien noch besitzen oder schon wieder veräußert haben. Da sie die Mechanismen der Börse ja kannten, hätten sie aber schon gehandelt haben müssen und ihre Beteiligungen wieder abgestoßen haben.

Denn eine Regel folgt fast zwangsläufig auf die zuvor gestiegenen Preisen der Aktien: irgendwann müssen die Aktionäre meistens feststellen, dass die Phantasien wohl etwas blühender waren als die realen Geschäfte, und die Kurse brechen wieder ein. Mittlerweile befindet sich der Kurs von Air Berlin bei ungefähr 15 Euro pro Aktie.

Ich weiß das. Die Staatsanwaltschaft weis das. Und die Beschuldigten wussten das natürlich auch.

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Frei Schnauze

"Nach uns die Sintflut ist der Wahlspruch jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation." - Das Kapital. Band 1. Zweiter Abschnitt, Achtes Kapitel

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