Donnerstag, 15. Mai 2008

TV Fatal bei manager-magazin.de

Heute will ich sie auf einen absolut lesenswerten Artikel beim manager-magazin aufmerksam machen.

Im Artikel TV fatal geht es um die Geschichte des Medienunternehmens Pro7Sat1. Dem Unternehmen geht es zur Zeit, dem Artikel nach, nicht gerade gut. Sie wurden vor kurzer Zeit von einem Finanzinvestor übernommen und ächzen nun unter der ihnen von diesen Finanzinvestoren aufgelasteten Schuldenlast.

Der simple Grund: Pro7Sat1 (Besitzer: die Finanzinvestoren KKR und Permira) beschließt sich, die internationale Senderkette SBS Broadcasting zu kaufen (Besitzer: die Finanzinvestoren KKR und Permira). Im Sommer 2005 hatten die beiden Finanzinvestoren SBS für 2,1 Milliarden Euro gekauft, ein Jahr später Pro7Sat1. Pro7Sat1 gab zwei Jahre später für SBS 3,3 Milliarden aus.

"Das Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer"


Und die Differenz? Nun, die 1,2 Milliarden Euro haben Permira und KKR wohl ausgeteilt, und zwar an ihre Aktionäre. Fonds 3 (bisheriger Besitzer von SBS) war um genau diese Summe reicher, weil effektiv Geld geflossen ist. Die Aktionäre von Fonds 4 (bisheriger Besitzer von Pro7Sat1) waren nicht wirklich ärmer, die Schulden hat Ja Pro7Sat1. Ob die Aktionäre dadurch allerdings reicher werden, darf immerhin bezweifelt werden. Denn es hält sich hartnäckig nicht nur das Gerücht der Kungelei. Pro7Sat1-Aktionäre protestierten auf der Hauptversammlung gegen den "unverschämten Kaufpreis" und die "Plünderung" der eigenen Kasse. Böswillige Zungen sollen gar von Diebstahl reden.

Auch das schlimmstmögliche Szenario sollte durchgespielt werden: Pro7Sat1 geht unter der Last pleite. Dann bleibt die Bank, falls dies vor 2015 passiert(so lange läuft der Kredit), auf ihrmen vergebenen Kredit sitzen und hat reale 3,3 Milliarden Euro weniger. Dieses Risiko konnte die Bank vielleicht ahnen, der Kreditnehmer hat diesen Fall aber auf jedenfall als potentielle Möglichkeit in seine Kalkulation mit einbezogen. Das Geld, das die Bank weniger hat, hat der neue Besitzer sich also mehr oder weniger erschwindelt, und das könnte man durchaus als Betrug bezeichnen.

Hier bei capitalverbrecher wurde die ganze Situation von Pro7Sat1 schon länger begleitet. Am 23. Februar 2007 haben wir die Prognosen gestellt, am 16. Juli 2007 haben sich die ersten Vorhersagen bestätigt. Und jetzt?

Auf jedenfall ist der gesamte manager-magazin.de Artikel sehr interessant und, nun ja, ein manches mal musste ich sogar ein wenig lachen. Über den Chef von Pro7Sat1, Guillaume de Posch, heißt es in dem Bericht: "Er ist eine Führungspersönlichkeit. Er hält den Finger aus der Tür, prüft die Windrichtung und führt die Firma in verschiedene Richtungen." Herrlich.

Ach ja, bevor es unter den Tisch fällt: am 9. Oktober 2007 berichtete ich über die "Kartellstrafe von über 120 Millionen Euro [...], verhängt wegen unsauberer Praktiken beim Werbezeitenverkauf". (Manager-magazin.de) Das kommt ja noch hinzu. Wäre fast in Vergessenheit geraten.

Insgesamt also keine beunruhigende Lage. Nettes Unternehmen. We love to entertain you.

Haben sie!

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Frei Schnauze

"Nach uns die Sintflut ist der Wahlspruch jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation." - Das Kapital. Band 1. Zweiter Abschnitt, Achtes Kapitel

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