Dienstag, 13. Mai 2008

Capitalverbrecher-Exclusiv-Reportage: Arbeitsrealität in Deutschland (2)

Hier gehts zur Folge 1

Abseits der an die Öffentlichkeit verbreiteten Unternehmenspropaganda bietet sich aber noch ein anderes Bild.

Erste Informationen, wie es um das Unternehmen wirklich steht, gibt uns ein Blick in die Jahresbilanzen. Die sind, irgendwie treffend, ganz in schwarz gehalten. Dunkle Aussichten, metaphysisch dargestellt.

In den letzten zwei Jahren kannten die Bilanzzahlen nur eine Richtung: abwärts. Schon in der Jahresbilanz 2006 findet man erste Anzeichen der Krise. Die Umsätze stiegen nur um 1,7%, der Gewinn sank gar um 6,9% auf, für einen selbsternannten Weltmarktführer, lächerlich geringe 247 Millionen Dollar. Die Earnings Per Share (EPS) sanken um 5,4%.

Das Unternehmen presste aus den Verkaufsräumen und Verkaufspersonen schon damals, was es dort nur herauszupressen gab. Man steigerte den Umsatz pro qm nicht zuletzt durch immensen Druck auf die Mitarbeiter im Zeitraum von 2002 bis 2006 um 15,5%. Ende 2006 kann man also festhalten, dass trotz einem Würgegriffs um den (Geld)Hals des Unternehmens und dem Versuch, aus jedem Quadratmeter das letzte herauszupressen, die Gewinne stagnierten.

Zu einem finanziellen Desaster entwickelte sich das Jahr 2007. Diesmal waren sogar die Umsatzzahlen rückläufig, das erste Mal seit vielen Jahren. Das operative Ergebnis der Unternehmenstätigkeit sollte allerdings jeden beunruhigen, der sich mit der Materie auskennt. Ein Gewinneinbruch von 80% und die Redizierung des Gewinns auf schlappe 50 Millionen Dollar sind, so muss man das ausdrücken, katastrophal. Die EPS fielen um weitere 80%.

Eine Unternehmensführung versucht natürlich, die Ergebnisse so schönzureden, wie es eben nur geht. In unserem Fall hört sich das ganze dann ungefähr so an: "Wir haben nicht alle unsere Ziele erreicht, die wir uns selbst für das Jahr gesetzt hatten. Zum ersten Mal in diesem Jahrzehnt stieg unser Gewinn im Vergleich zum Vorjahr nicht."* Das war der Kommentar zur noch moderat schlechten Bilanz des Jahres 2006. Nachdem der Gewinn im Jahre 2007 nur noch winzige 20% des Vorjahres beträgt, hört sich die Unternehmenspropaganda folgendermaßen an: "Trotz unserer enttäuschenden Performance glauben wir daran, dass wir die globalen und lokalen Herausforderungen gut gemeistert haben [...] Wir haben die Schwierigkeiten, die sich aus den schwindenden Konsumentenausgaben ergaben, nicht vorhergesehen, [...] Ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld, zu dem auch noch das Fehlen neuer, aufregender Trends kam, war der Hauptgrund für den Umsatzeinbruch."*

Die Mechanismen des Marktes lassen sich allerdings nicht so leicht für dumm verkaufen wie die fahrlässig uninformierte Öffentlichkeit. Die Börse reagiert auf die Neuigkeiten. Im Jahre 2007 fiel der Aktienkurs unseres Unternehmens dann auch folgerichtig um knappe 50%, zwischenzeitlich vernichtete unser Unternehmen mehr als 60% des Aktionärsvermögens.

Glauben sie das Unternehmen hat glückliche Aktionäre?

Lesen Sie im dritten Teil unserer Reihe: Wie sich die Situation des Unternehmens in der (Fach-)Presse darstellt sowie eine Analyse der Unternehmensstruktur und des Unternehmensaufbaus.


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* Übersetzung von capitalverbrecher.twoday.net

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Frei Schnauze

"Nach uns die Sintflut ist der Wahlspruch jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation." - Das Kapital. Band 1. Zweiter Abschnitt, Achtes Kapitel

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