Donnerstag, 31. Januar 2008

Ein bisschen Strafe muss sein.

Und deshalb, wie angekündigt: Strafe für E.on.

38 Millionen Euro sollen die freundlichen Stromverkäufer aus Deutschland an die EU zahlen, weil sie sich des Siegelbruches schuldig gemacht haben sollen.

Lustig ist es einmal, die Pressemitteilungen der beiden Kontrahenten einmal sportlich gegeneinander antreten zu lassen.E.on vs. EU-Kartellbehörde. Los gehts. Das Stadion ist ausverkauft, die zahlenden Zuschauer hoffen auf einen spannenden und abwechslungsreichen Abend.

E.on: "Niemand hat das Siegel beschädigt oder die Tür geöffnet."
EU: "E.ON leugnete, für den Siegelbruch verantwortlich zu sein, und wandte zunächst ein, dass sich die Kommission in Besitz des einzigen Schlüssels zu dem betreffenden Raum befand. Später stellte sich jedoch heraus, dass 20 weitere Schlüssel unter den E.ON-Mitarbeitern im Umlauf waren."

Noch keine 5 Minuten gespielt, und schon ein Tor gefallen. 1:0 für die EU. Wahnsinn, das wird bestimmt ein interessantes Spiel.
E.on: "In dem versiegelten Raum fehlten keine Unterlagen."
EU: "Diese Unterlagen waren noch nicht in einer Liste erfasst worden, so dass es der Kommission nicht möglich war festzustellen, ob und welche Unterlagen von E.ON entwendet wurden.

Eiskalter Konter von E.on, sie zeigten sich durch den frühen Rückstand nicht beeindruckt. 1:1.
E.on: "Von einem Versuch, kartellrechtliche Ermittlungen zu beeinträchtigen, kann daher keine Rede sein."
EU: "E.ON leugnete, für den Siegelbruch verantwortlich zu sein."

Oh, Oh. Das hat gesessen. 2:1 für die EU.
E.on: "Die geringfügigen Veränderungen des Siegels sind vielmehr auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, die nicht dem Unternehmen zur Last gelegt werden können"
EU: "Die Siegel der Kommission bestehen aus einer Plastikfolie, die nicht reißt, wenn man versucht, sie zu entfernen, sondern auf deren Oberfläche „VOID“-Schriftzüge (Englisch für „nichtig“) erscheinen. Das Nachprüfungsteam stellte bei seiner Rückkehr am Morgen des zweiten Tages fest, dass auf der gesamten Oberfläche eines der am Vorabend angebrachten Siegel diese „VOID“-Schriftzüge deutlich zu erkennen waren. Außerdem befanden sich Klebstoffreste am Rand des Siegels, die darauf hindeuteten, dass jemand das Siegel abgelöst und anschließend wieder befestigt hatte"

Ein krachender Schuss aus dem Halbfeld, da hat der Torhüter geschlafen. 3:1 für die EU. So langsam muss E.on ins Spiel finden. Erst mal eine Halbzeitpause, die Akteure machen sich frisch und aktivieren noch einmal die besten Verbalfähigkeiten ihrer Topspieler.
E.on: "[unsere These] ist durch umfangreiche Gutachten unabhängiger Wissenschaftler der Universitäten Tübingen und Kaiserslautern belegt."
EU: "Die Kommission führte eine Reihe gründlicher Untersuchungen durch, um diese Möglichkeiten zu prüfen, und beauftragte sogar externe Gutachter mit der Durchführung entsprechender Tests"

E.on versucht, gleich nach der Pause zu Punkten. Allerdings nur ein Pfostenschuss. Die EU kontert gleich, allerdings pariert der Schlussmann von E.on ohne Fehl und Tadel. Kein Tor, weiterhin 3:1 für die EU.
E.on: "versuchte außerdem, andere Erklärungen für das Auftreten der „VOID“-Schriftzüge auf dem Siegel anzuführen, so unter anderem, (1) Schwingungen, die durch die Vorbereitung einer Konferenz im Nebenraum verursacht wurden, (2) die Einwirkung eines scharfen Reinigungsmittels, (3) eine altersbedingte Vorschädigung des Siegels und (4) eine hohe Luftfeuchtigkeit.
EU: "Keine der angegebenen Erklärungen erwies sich als stichhaltig. Sowohl der Hersteller der Siegel als auch der unabhängige Sachverständige, der die Originalsiegel der Kommission testete, bestätigten, dass der Zustand des Siegels am Morgen des 30. Mai 2006 nur auf einen Siegelbruch zurückzuführen sein kann. Nach Aussage des Herstellers werden vergleichbare Siegel seit Jahrzehnten ohne Beanstandung verwendet"

Ein Fehler in der Abwehr verursacht das 4:1 für die EU. So langsam wird es ein bitterer Abend.

E.on:
"Für den Vorwurf der EU-Kommission, das Siegel sei am Morgen des 30. Mai 2006 vollständig gebrochen gewesen, gibt es zudem keinen Beweis"
EU: "E.ON leugnete, für den Siegelbruch verantwortlich zu sein, und wandte zunächst ein, dass sich die Kommission in Besitz des einzigen Schlüssels zu dem betreffenden Raum befand. Später stellte sich jedoch heraus, dass 20 weitere Schlüssel unter den E.ON-Mitarbeitern im Umlauf waren."

Ein trauriger Abend für die Wortakrobaten des E.on Teams. In den letzten Minuten nutzte der EU-Flügelstürmer eine unachtsamkeit, flankt aus dem Halbfeld und ein wuchtiger Kopfball setzt dem ganzen Abend die Krone auf. 5:1. Was für ein famoser Sieg der EU. Besonders taktisch waren die EU-Spieler überlegen. Dreimal hatten sie mit dem selben Spielzug Erfolg. Da muss die Verteidigung des Stromanbieters noch einiges dazulernen.

Nach dem Spiel wirkten die E.on Akteure ziemlich angefressen, kündigten aber an, im Rückspiel noch einmal alles geben zu wollen. "Vor diesem Hintergrund wird E.ON Energie Rechtsmittel gegen den Bußgeldbescheid einlegen". Man fragt sich, ob die Aussichten im Rückspiel für E.on besser werden. Es fehlte einfach die internationale Klasse, um mit diesem Gegner mitzuhalten.

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Frei Schnauze

"Nach uns die Sintflut ist der Wahlspruch jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation." - Das Kapital. Band 1. Zweiter Abschnitt, Achtes Kapitel

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